IG Wiebachtal - Einblicke
Poetisches
Wir haben hier Gedichte über das Wiebachtal aus unterschiedlichen Jahren zusammengetragen.
Das Früheste stammt von Willi Regenieter, Lehrer in Radevormwald und Buenos Aires, vermutlich aus der Zeit vor 1937, drei Gedichte stammen von der Heimatdichterin Ruth Wabnik aus den Jahren 2006 – 2009 und ein Aktuelles aus dem Jahr 2012 von Peter Meckler.
Sollte Ihnen noch ein Gedicht über das Wiebachtal bekannt sein - wir freuen uns über Ihre
Zusendung!
Gedicht von Willi Regeniter, Lehrer in Buenos Aires, Ohligs, Radevormwald:
Mein Wiebachtal
Viele anmutvolle Täler
ziehn sich durch mein Heimatland
wo des Himmels Blau sich spiegelt
in der Bäche Silberband.
Viele Wiesen lieblich grünen,
wo des Bergwalds Hänge ragen,
doch ein Teil war mir dasLiebste
schon seit meinen Jugendtagen:
Wiebachtal, – dich seh ich liegen
zwischen waldumrahmten Höhn,
und auf deinen stillen Pfaden
will ich noch im Traume gehen,
grüßen deine Frühlingsblumen;
wenn der Eichen Knospen schwellen,
trinken meinen Ostertrank
aus dem Naß der Bergesquellen,
lauschen deines Baches Plätschern
und des Bussards stolzem Schrei,
lauschen wilden Täubrichs Gurren
und dem Finkenschlag im Mai.
An den Felsen rasten, baden,
wo die Wupper schäumend fließt,
und der Sonne Lebensflut
bräunend sich auf mich ergießt,
Heuduft atmen, - Bergesodem,
schaun in weiße Wolkenträume,
die wie Watteflocken wandern
durch die blauen Himmelsträume.
Wenn auch düstre Regenschatten
über deine Berge ziehn,
wieder wird die Abendsonne
auf der Wupper Welle glühn,
und der Mond mit mildem Glanze
durch die Fichtenwipfel dringen,
und des Baches Abendlied
sanft das Tal im Schlummer singen.
Wieder wird nach Waldes Sterben,
Wupperrauschen, Stürmen, Schnein,
und nach Winters Märchenzauber:
Lenz – im Wiebachtale sein!
aus 'Min leiwe olle Rua' – aus Geschichte und Volkstum der Stadt Radevormwald, von Willi Regeniter, enthält ausgewählte Texte aus dem Buch 'Radevormwald' (1937) und dem Nachlaß von Willi Regeniter
Gedichte der Heimatdichterin Ruth Wabnik
Geträumt ...
Heut‘ Nacht war ich in einem wunderbaren Traum gefangen ...
Die Bäume, die gemeuchelt wurden,
waren wieder fröhlich auferstanden.
Eichhörnchen sprangen auf den Weg
Und flitzten wie der Wind dahin,
ein Häschen saß auf meiner Spur,
schaute ... ich fragte mich,wo ich wohl bin!
Da kam die Antwort von den Vöglein in den Bäumen.
„Du bist in Deinem alten Wiebachtal!“
Dies jubilierten sie ganz laut und eindrucksvoll.
Der Reiher dort am Ufer rief mir zu:
„Schau doch mal, der ganze Hang ist voller Blumen, toll!
Die hast Du doch so sehr geliebt,
nun sind sie alle wieder da!“
Es war so schön, dies anzuseh’n ...
Hurraa!
Doch leider war das alles nur ein Traum,
der schnell zerstieb in Schall und Rauch ...
Nur Hoffnung auf ein NEUES LEBEN für mein Wiebachtal,
die blieb und meine Liebe zu dem Kleinod „Wiebachtal“ auch!
Ruth Wabnik
Radevormwald, im November 2009
HOFFUNG ...
DU liebes Wiebachtal !
Es tut mir in der Seele weh',
wenn ich die Zeitungsbilder seh'.
Wie hingemeuchelt sieht es aus,
wie DU da liegst . . . , es ist ein Graus !
Da mag wohl bluten so manches Herz
und nachempfinden des Tales Schmerz.
DU einstens wunderbares Tal,
jetzt so geschunden leidest DU Qual.
Dich zu verkaufen, das war ein Verraten
an DIR und den Menschen, die DICH
brauchten und auch liebhatten.
DU warst unser Naherholungsgebiet !!!
Davon kein Mensch mehr etwas sieht.
DU warst uns're Lunge, Erholung und Glück !
Wir sind sehr traurig . . .
Wer bringt es zurück ?
Jetzt wo alles "den Bach runtergeht",
kommt der Bürger-Verein ein bißchen spät !
Aber vielleicht ist ja doch etwas GUTES dran
und man doch für DICH Wiebachtal
nach hoffen kann,
daß dieser Raubbau zu Ende geht
und ein wenig Schönheit von DIR
wieder a u f e r s t e h t !!!
Ruth Wabnik
Radevormwald, im Mai 2009
Die Heimatdichterin Ruth Wabnik hat diese Gedanken zum Wiebachtal im Jahr 2006 aufgeschrieben - ein
Gedicht mit hoher Aktualität.
Wo die Wiebach fließt
Wir lieben unser Wiebachtal !
Was jetzt geschieht, bereitet Qual
unsern Rader Herzen.
Wir wanderten viel hundert Mal
durch dieses wunderschöne Tal
mit Singen, Lachen, Scherzen.
Ob Sonne, Schnee, ob Nebel, Regen,
wir war'n vertraut mit allen Wegen.
Es war und ist das Wiebachtal,
ein Stück Natur der 'Ersten Wahl'.
Und dies Stück Heimat zu verscherzen,
bringt Traurigkeit in unsre Herzen.
Warum verkaufen und nicht verpachten?
Das wäre doch nicht zu verachten.
Uns Bürger hätt‘ man sollen fragen,
doch scheinbar haben wir nicht das Sagen.
Der Herrgott sieht's, kann uns verstehen,
dass traurig wir die Zukunft sehen.
Die ganze Sache ist zum Weinen.
Wie soll da noch die Sonne scheinen?
Wie und wo sollen noch Vöglein singen?
Wie kann ihr Konzert in die Herzen uns dringen?
Jedoch wenn wir noch soviel Tränen vergießen,
wir hoffen uns're Wiebach wird weiter fließen.
Ruth Wabnik
Radevormwald, im September 2006
Gedanken von Peter Meckler
Gedanken!
Nach 35 Jahren mal wieder durchs Wiebachtal gelaufen:
Schmetterlinge flüstern hören,
Überraschendes suchen,
Unerklärliches unerklärt lassen,
Wunderbares bestaunen,
Schönes komisch finden,
Komisches schön finden,
Emotionen zulassen,
Verwandlungen mittragen,
zu Entdeckungen aufmachen,
weitererzählen oder schweigen,
Toleranz verbreiten,
Tradition bewahren,
dunkel hell, laut leise werden lassen,
Spannungen erzeugen,
Aufbruch ins Unbekannte wagen,
Neugierde erlauben,
Mut beweisen,
Kritik ertragen,
ablehnen und annehmen,
neue Möglichkeiten und Sichtweisen provozieren,
Experimente verteidigen,
Geschichten erzählen,
Freude und Enttäuschung empfinden,
Licht hören,
Wolken schmecken,
Wasser riechen:
wiederkommen wollen!
Peter Meckler, Baden-Baden im Juni 2012