IG Wiebachtal - Chronik
Kulturhistorische Herbstwanderung durch's Wiebachtal
Radevormwald, 17. Oktober 2015
Großen Anklang fand unsere heutige kulturhistorische Wanderung zu den 'versunkenen' Orten des Wiebachtals. Entgegen der Vorhersage, war uns auch das Wetter gnädig.
Unser besonderer Dank gilt Bernhard Priggel, Revierförster und stellv. Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins, dessen excellente Ausführungen die Geschichte des Tals und die Entstehung des Waldes lebendig werden ließ.
Erste Station war 'Hummeltenberg's Mühle, deren alter Mühlteich und der Obergraben heute noch gut zu erkennen ist.
Lange bevor hier um 1857 eine Getreidemühle betrieben wurde, war in dem Gebäude eine Spinnerei beheimatet, die 24 Arbeiter beschäftigte. Diese Getreidemühle des Bäckers Hummeltenberg wurde immerhin bis in die 50er Jahre betrieben.
Weiter ging es zu den Landwehrgräben, die das Bergische von dem Märkischen trennen und die Rader vor unerwünschten Übergriffen der benachbarten Grafschaft schützen sollten, sowie zu den Resten der alten Rennöfen, deren Schlackereste noch heute zu finden sind.
Auch die Entstehungsgeschichte des bergischen Waldes kam nicht zu kurz. Kaum vorstellbar, dass es im Wiebachtal von 200 Jahren statt Hochwald nur Heidekraut und Buschwerk gab, da der Rohstoff 'Holz' für die Verhüttung von Eisenerz benötigt wurde.
Nun ist es im Wiebachtal nicht immer so still und beschaulich gewesen, wie es sich heute dem
Wanderer präsentiert. Ausgangs des Wiebachs an der Mündung in die Wupper, trieb diese Eisenhämmer, später auch eine eine Walkmühle an, die 1607 erstmalig urkundlich erwähnt wurde. 1841 wurde die Anlage von der Firma Ludwig Freymann & Cie eine Spinnerei und Walkerei für Strickjacken umgebaut.
Ein paar Jahre später herrschte Goldgräberstimmung im Wiebachtal: Erzfunde an Wupper und Wiebach gaben Anlass zur Hoffnung, hier – neben der Tuchindustrie – durch Verwertung der Bodenschätze eine neue Industrie zu entwickeln und vor allem Anschluss an die Eisenbahn ins Ruhrgebiet zu erhalten. Das Blei-, Kupfer- und Silberbergwerk 'Carolinagrube' wurde bereits 1783 erstmals erwähnt, 1854 wurde das erste Mal offiziell nach Kupfererz geschürft.
Als die Spinnerei 1879 abbrannte, wurde sie nicht mehr wieder aufgebaut.
Der Privatlehrer Ferdinand Diekmann aus Wuppertal unterhielt in einem anderen Gebäude an der Wiebachmündung von 1926 bis 1939 ein Schullandheim. Das letzte Gebäude, in dem zuletzt Privatleute wohnten, wurde 1956 abgebrochen. Es lag unmittelbar an der Himmelswiese und war ein beliebtes Naherholungsziel.
1925 wurde auf der „Himmelswiese“ einem beliebten Wochenendziel der Naturfreunde Barmen, die erste vereinseigene Hütte auf gepachtetem Gelände gebaut. Grund für den Bau einer Hütte war eine Forderung der Stadt Radevormwald, welche die fehlenden Umkleideräume für den dort stattfindenden Badebetrieb bemängelte.
Später beanstandete die Behörde die Feuerstelle in dieser Holzhütte und so entstand ein Massivbau, der 1933 - das Haus war noch nicht ganz fertig – durch die Nationalsozialisten komplett demoliert wurde. Anschließend übernahm der SGV das Haus. Rückgabeansprüche der 'Naturfreunde' nach 1945 waren auch gerichtlich nicht erfolgreich.
Das SGV-Heim wurde noch bis in die 60er Jahre ganzjährig bewirtschaftet und bewandert. Das Haus hatte einen Aufenthaltsraum für 40 Personen, zwei Schlafräume mit 10 und 12 Betten und einen Zeltplatz.
Schwimmen konnte man in der Wupper, dem sog. 'Bad Entenstein'.
Nach so viel Input und einem strammen Rückweg, freuten sich alle auf einen gemütlichen Ausklang am warmen Feuer mit Grillwurst und 'Original Wiebachtaler Bärlauchbrot'. Da unter den Wanderern so manche Zeitzeugen waren, wurde gerne die Gelegenheit genutzt, sich auszutauschen und Geschichten und Anekdoten von früher zu erzählen.
Wir hoffen, dass der Tag nicht nur bei uns in guter und lebhafter Erinnerung bleibt.
Sabine Fuchs
Aus der Fülle der Fotos hier einige Eindrücke von der Wanderung. Vielen Dank an dieser Stelle an Stefanie Schreiber, die uns einige ihrer Fotos zur Verfügung gestellt hat.
(sollten beim Lesen alle Fotos bereits einmal durchgelaufen sein, klicken Sie in Ihrer Navigationsleiste einfach auf 'Aktuelle Seite neu laden')
Die Wanderung war eine Veranstaltung im Programm 'Bergischer Herbst'.
Aufgrund der großen Resonanz werden wir die Exkursion anläßlich des Jubiläumsjahres der Stadt Radevormwald im nächsten Jahr noch einmal anbieten.
Wenn Sie Interesse haben, mit uns zu wandern, sprechen Sie uns an!
Mehr alte Aufnahmen vom Wiebachtal finden Sie auf unserer Homepage unter 'Vergangenes', mehr über die Carolinagrube unter 'Historisches'. Darüber hinaus verweise ich auf die Bildbände 'Radevormwald in alten Ansichten' (Band 1 – 6), sowie auf 'Versunken in den Wupperfluten: Eine Dokumentation in Wort und Bild von Krebsöge und Kräwinklerbrücke vor dem Bau der Wupper-Talsperre' von Norbert Wolff.
Sabine Fuchs
Und das schreibt die Presse:
Radevormwald, 14. Oktober 2015
Ganz so winterlich wird es bei unserer kulturhistorischen Wanderung am kommenden Samstag wohl nicht werden, aber die heutige Generalprobe (am 14.10.!!!) für den bevorstehenden Winter war schon mal ganz ordentlich.
Auch für Samstag ist leider nasses und kaltes Wetter vorhergesagt. Also warm anziehen und den Regenschirm nicht vergessen!
Wir freuen uns auf Sie!
Liebe Freunde des Wiebachtals,
wir laden Sie herzlich
für Samstag, 17. Oktober 2015 um 11:00 Uhr
zu unserer diesjährigen Herbstwanderung durch das geschichtsträchtige Wiebachtal ein.
Ausgangspunkt und Ziel der ca. 2,5-stündigen Exkursion ist Feldermann’s Hütte (Kattenbusch 5). Bitte denken Sie an wetterangepasste Kleidung, festes Schuhwerk und ggfs. eine kleine Rucksackverpflegung!
Wir wandern bei (fast) jedem Wetter; aktuelle Informationen hier auf dieser Seite (www.ig-wiebachtal.de).
Im Anschluß daran laden wir Sie - je nach Wetterlage - zu einer warmen Suppen oder Grillwürstchen, zu warmen und kalten Getränken und vielen netten Gesprächen ein.
Unabhängig vom Wetter dürfen Sie sich auf den 'Original Wiebachtaler Kräuterschatz' und das 'Original Wiebachtaler' Bärlauchbrot freuen.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl bitten wir um Anmeldung bis zum 11. Oktober 2015 per Mail an info@ig-wiebachtal.de.
Das Kleingedruckte: aus versicherungsrechtlichen Gründen müssen wir darauf hinweisen, dass die Teilnahme an dieser Veranstaltung auf eigene Gefahr erfolgt. Als Teilnehmer sind Sie weder über die gesetzliche Unfallversicherung, noch über den Haftpflichtschutz der IG Wiebachtal versichert. Bei einem Personen- bzw. Sachschaden greift die persönliche Haftpflichtversicherung der Teilnehmer.
Das gesamte Programm des 'Bergischen Herbst' finden Sie hier:
Und das schreibt die Presse: