IG Wiebachtal - Chronik

Unser Jahr 2018

Radevormwald, im Dezember 2018

Liebe Freunde des Wiebachtals,

es ist mittlerweile eine schöne Tradition geworden, Sie und Euch am Ende eines jeden Jahres an den Ereignissen im Wiebachtal teilhaben zu lassen. Deshalb möchten wir gerne mit unserem nunmehr 10. Jahresbrief über unsere Aktivitäten und das, was uns im laufenden Jahr bewegt hat, berichten.

Das neue Jahr begann stürmisch! Nach Sturmtief „Burglind“ am 3. Januar folgte „Friederike“ am 18. Januar - exakt 11 Jahre nach Kyrill. Und gleich zu Beginn des Jahres wurde einer unserer 8 Waldrettungspunkte, den wir erst im September 2017 aufgestellt hatten, durch Feuerwerkskörper so stark beschädigt, dass er im Notfall nicht zu gebrauchen gewesen wäre. So hatten wir uns den Jahresstart nicht vorgestellt! Wir gehen davon aus, dass die Verursacher nicht wissen, was diese Rettungspunkte im Wald bedeuten und dass sie im Notfall sogar Leben retten können. Zum Glück konnten wir das Schild kurzfristig nachdrucken lassen und innerhalb von wenigen Tagen austauschen.


Orkan „Friederike,“ der im Januar mancherorts mit 140 km/h über Deutschland gefegt ist, hat auch im Wiebachtal seine Spuren hinterlassen. Verglichen mit anderen Regionen, hielten sich die Schäden jedoch in Grenzen. Die größten Windwurfschäden gab es erwartungsgemäß an den exponierten und durch die letzte Durchforstung ausgedünnten Flächen zur Wiebach-Vorsperre. Aufgrund der Sturmschäden hatten diverse Regionalforstämter über viele Wochen ein Waldbetretungsverbot verhängt, wovon wir im Wiebachtal zum Glück jedoch nicht betroffen waren.

Was bislang vielerorts stillschweigend und häufig auch zähneknirschend geduldet wurde, ist seit dem 1. Januar 2018 durch das neue Landesnaturschutzgesetz nunmehr auch offiziell erlaubt: das Reiten im Wald. Allerdings ist das Reiten nur auf befestigten Waldwirtschaftswegen und auf sog. „naturfesten“ Wegen erlaubt. Das Reiten "querwaldein" ist nach wie vor verboten. In wieweit reine Wanderwege als „naturfest“ angesehen werden, ist nicht eindeutig geregelt, was die mancherorts konfliktträchtige Situation zwischen Wanderern, Mountainbikern und Reitern im Wald nicht gerade entschärft.

Wir werden nicht müde, uns hier für mehr Toleranz und Rücksichtnahme ALLER Beteiligten einzusetzen!

Da „Friederike“ viele Wege im Wald unpassierbar gemacht hatte, mussten wir die geplante Wanderroute für unsere Glühweinwanderung im Januar kurzfristig anpassen. Auch wenn der erhoffte Schnee ausgeblieben war, hatten die Wanderer, die mit uns im Wiebachtal unterwegs waren viel Spaß und ließen sich Glühwein und Punsch, Spekulatius und Zimtsterne auf dem Damm der Wiebach-Vorsperre schmecken.
 

Im Februar hatte die Stadt einen „Pflegeschnitt" und ein Rückschnitt des letztjährigen (!) Holzes an den Feldböschungen des Wiebachtals beauftragt, damit land- und forstwirtschaftliche Maschinen beim Befahren des Feldweges keinen Schaden nehmen. Was der Betriebshof der Stadt daraus gemacht hat, war jedoch ein radikaler Bankettschnitt, wie es Straßen NRW nicht besser hätte machen können! Abgesehen von der ökologischen Fragwürdigkeit der Vernichtung des Lebensraumes für Vögel und Kleinsäuger (im Außenbereich!), waren wir überrascht, dass die Stadt für diese "Pflegemaßnahme" Zeit und vor allem Geld aufwenden konnte… Und dass die Stadt zeitgleich an anderer Stelle insektenfreundliche Anpflanzungen vorgenommen hat - unter anderem mit Hasel, Weißdorn und Schlehe - welche in erster Linie den Randbewuchs an den Feldwegen des Wiebachtals ausgemacht hatte -, ist wieder einmal Naturschutz ad absurdum geführt! Durch unser Einschalten des Umweltbeauftragten der Stadt, konnte zumindest ein kleiner Teil der Feldböschung vor dem Radikalschnitt bewahrt werden.

Der strenge Frost im März hat nicht nur die Wiebach und die zuführenden Siefen vereisen lassen, sondern auch die Wanderwege in spiegelglatte Eispisten verwandelt. Hier wurden wir doch allen Ernstes gebeten, die Waldwege freizuhalten …

Eine neue Genehmigungsvorschrift des Rheinisch-Bergischen Kreises sorgte im April für großen Unmut bei den Wandervereinen und hatte auch Auswirkungen auf die „Bergische Wanderwoche“. In der Vorschrift heißt es unter anderem:

  • geführte Wanderungen mit bis zu zehn Teilnehmern müssen beim Amt für Artenschutz des Kreises angezeigt werden
  • für Wanderungen mit elf bis 20 Teilnehmern besteht Meldepflicht beim Amt für Planung und Landschaftsschutz sowie bei den Verantwortlichen für den Artenschutz des Kreises. Allerdings müssen die Wanderführer einen „Fachkundenachweis für aus- oder fortgebildete Naturführer“ vorlegen, welcher durch eine Aus- oder Fortbildung zum Naturführer erworben werden kann,
  • wenn die geführte Gruppe größer ist als 20 Personen, bedarf es künftig einer formalen und kostspieligen Genehmigung durch die Naturschutzbehörde beim Kreis (wie gehabt),
  • grundsätzlich nicht mehr genehmigungsfähig sind Wanderveranstaltungen mit mehr als 40 Teilnehmern, wenn diese durch ein Naturschutzgebiet führen.

Diese Regelung betrifft im Übrigen auch Kindergärten und Schulklassen, die bspw. mit dem Förster unterwegs sind – insbesondere wenn es mehr als 20 Kinder sind …
Wenn diese Vorschrift künftig auch auf den Oberbergischen Kreis ausgeweitet werden sollte, werden wir unsere beliebten Exkursionen zu naturkundlichen oder kulturhistorischen Themen leider nicht mehr in der bisherigen Form anbieten können – auch wenn sich uns nicht erschließt, welchen Schaden unsere Wanderer verursachen sollten, der nicht längst durch forstliche Aktivitäten im NSG entstanden sind!

 

Trotz der hochsommerlichen Temperaturen hatten sich im Mai viele Wanderer eingefunden, die mit uns im Rahmen der Bergischen Wanderwoche die „3-Täler-Wanderung“ durch Panzertal, Feldbachtal und Wiebachtal gelaufen sind (natürlich angemeldet!). Auf vielfachen Wunsch hin, wollten wir in diesem Jahr - neben unseren kulinarischen "Schlenderungen" auch wieder eine "echte" Wanderung anbieten und so kam die Strecke von gut 16 km unter der Leitung von Ulrich Kühn bei allen Teilnehmern sehr gut an. Zum Glück führte unser Weg weitgehend durch schattige Wälder, vorbei an Talsperren und satten Wiesen, über denen eine angenehme Brise wehte und die Stimmung aller Beteiligten war, genau wie das Wetter, bestens! Statt Grillwurst gab es diesmal ein Picknick mit belegten Brötchen, Obst und Müsliriegeln im Schatten der alten Kirche an der Kräwinkler Brücke.

Im Mai trat auch die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Kraft, die zahlreiche Neuerungen mit sich brachte und nicht nur für große Unternehmen und Konzerne, sondern leider auch für ehrenamtlich tätige Vereine, wie uns gilt. Mit der neuen Gesetzgebung ändert sich für Sie in Sachen Sicherheit und Datenschutz nichts - Ihre Daten waren und sind bei uns sicher. Natürlich haben wir die Daten unserer Mitglieder immer vertraulich behandelt und nur zweckgebunden verwendet. Wir haben sie nicht an Dritte weitergegeben und sie ausschließlich genutzt, um Sie über unsere Aktivitäten zu informieren. Dies werden wir auch in Zukunft so handhaben!

Trotzdem müssen alle unsere Mitglieder aufgrund der geänderten EU-DSGVO Ihre bisherige Einwilligungserklärung erneuern, damit wir Ihnen auch weiterhin Informationen über unsere Vereinsaktivitäten, unsere Einladungen zur jährlichen Hauptversammlung, zu Wanderungen und Sommerfesten, sowie unseren Jahresbrief zukommen lassen können. Ohne Ihre Zustimmung dürfen wir Sie künftig nicht mehr kontaktieren. Das fänden wir sehr schade!

Wussten Sie, wie würzig Brenneselsamen schmecken? Und dass man daraus ein köstliches Brot backen kann? Dass die Blüten des Springkrautes leicht nach Banane schmecken und man mit Gundermann sogar Kuchen backen kann? Nicht nur die Wirkung von Wildkräutern als Heilpflanzen, sondern vor allem deren Verwendung in der Küche war das Thema unserer „Juli-Schlenderung“ durch das Wiebachtal. Kräuterfachfrau Alexandra Balzer wusste so vielfältig und vor allem begeisternd über Wildkräuter zu erzählen, dass wir nach 2 kurzweiligen Stunden lediglich bis Hummeltenbergs Mühle gekommen waren… Im Anschluß an die Wanderung wurden aus den gesammelten Kräutern Kräuterbutter und Unkraut-Tsatsiki gerührt und mit Brennnessel- und Bärlauchbrot verkostet. Was für ein Geschmackserlebnis!
 
Wie gut, dass wir unsere - eigentlich für September geplante - Pilzwanderung um 4 Wochen verschoben haben! Denn trotz der Trockenheit in Sommer und Herbst hatte das herbstliche Wiebachtal im Oktober einiges an Pilzen zu bieten. Unter der Leitung von Melanie Schoppe erfuhren interessierte Pilzfreunde nicht nur Wissenswertes über die Ökologie der Pilze und deren Aufgabe im Ökosystem Wald, sondern natürlich auch über Gestalt, Struktur und die Unterscheidung von Speise- und ungenießbaren Pilzen. Krönender Abschluß war die gemeinsame Zubereitung eines köstlichen Pilzgerichtes über dem offenen Feuer. Und Dank vieler helfender Hände waren die Pilze rasch geputzt und - zusammen mit unserem 'Original Wiebachtaler Bärlauchbrot' - noch schneller "verputzt" ...

Das wunderbare Herbstwetter im Oktober konnte man auch für eine ganz besondere Wanderung nutzen: der niedrige Wasserstand der Wupper-Talsperre hat es ermöglicht, noch einmal auf alten, längst versunkenen SGV-Pfaden zu wandern und trockenen Fußes aus dem Wiebachtal bis nach Kräwinkel zu laufen. Vorbei an den Mondsteinen und den Fundamenten der alten Wibbelbrücke, war dies eine Tour mit echtem Seltenheitswert!

Der trockene Sommer hat jedoch auch dem Wald stark zugesetzt: gelbe und eingerollte Blätter, herabfallende Zweige, früher Laubfall – die ersten Zeichen des Herbstes kamen früh. Das Waldbrandrisiko war hoch wie nie, die Wiebach führte so wenig Wasser wie seit langem nicht mehr und die zuführenden Bäche waren lange Zeit komplett versiegt. Die Wupper-Talsperre war bis auf den alten Verlauf der Wupper ausgetrocknet und förderte so manche Schätze zu Tage. Der Sommer war ein Ausnahmezustand – doch diese wird es nach Expertenmeinung künftig häufiger geben. Welche Auswirkungen diese klimatischen Änderungen auf den Wald haben werden, wird intensiv diskutiert; klar ist jedoch, dass nur dichte und artenreiche Laubmischwälder langfristig dem Klimawandel standhalten werden!

In den Herbstferien haben wir das trockene Wetter genutzt und im Oktober unsere Bänke gestrichen - auch sie hatten durch den trockenen Sommer arg gelitten. Die Aussicht über das Wiebachtal ist jetzt noch mal so schön … Vielleicht sieht man sich einmal beim Probesitzen?

Zum Glück kann sich kaum jemand noch daran erinnern, wie es im Wahler Berg nach dem Kahlschlag im Jahr 2010 ausgesehen hat. Viele tausend Buchen sind auf der 12ha großen Fläche gepflanzt worden, 2.000 Stück davon mit Unterstützung von Mitarbeitern der Deutsche Bank AG. Im Rahmen eines Social Days im November vor 7 Jahren die kleinen Buchen mit großem Engagement und harter Arbeit in den steinigen Lehmboden gesetzt. Der Erfolg zeigt sich heute: im Schutz der Aufforstung haben sich Birken-, Lärchen-, Ebereschenschößlinge und Ginster ausgesäät, so dass die ehemalige Kahlschlagfläche mittlerweile voller Leben ist und beste Einstandmöglichkeiten für jede Art von Wild bietet. Die kleinen Setzlinge sind mittlerweile übrigens schon gute 5 m hoch! Nicht nur beim Gang über die Fläche, sondern auch aus der Distanz, kann man sehen und spüren, dass hier bereits in wenigen Jahren wieder ein richtiger Wald entstehen wird. Ein Jahrestag mit Grund zum Feiern!
 
Leider wurden im November an anderer Stelle im Wahler Berg im Naturschutzgebiet ein alter Buchenbestand eingeschlagen. Auch wenn aus forstlicher Sicht an den Fäll- und Rückearbeiten nichts auszusetzen ist, bedauern wir die Einschläge zutiefst, da hier leider auch wertvolle Habitatbäume, die Schutz und Nistmöglichkeiten für Spechte und Waldkäuze boten - obwohl wirtschaftlich nun wirklich nicht interessant - vernichtet wurden.

Auch wenn der Schnee bislang auf sich warten läßt, so tat dies der Sangesfreude und der guten Stimmung bei unserem diesjährigen Weihnachtssingen Ende November keinen Abbruch. "Fröhliche Weihnacht überall", "Es ist für uns eine Zeit angekommen" und "Stern über Bethlehem" klang es zum 1. Advent vielstimmig durch das Tal. Zu unserer letzten Veranstaltung in diesem Jahr waren viele Wiebach-Freunde mit ihren Familien gekommen, um mit uns bekannte Advents- und Weihnachtslieder zu singen; Glühwein und Punsch rundeten den stimmungsvollen Abend ab - welch' ein wunderbarer Start in die Weihnachtszeit!

Anfang Dezember waren wir der Einladung von Peter Wohlleben gefolgt, der in seiner Waldakademie in der Eifel eine Tagung von Waldbürgerinitiativen aus dem ganzen Bundesgebiet ausgerichtet hatte. Es war eine sehr interessante Veranstaltung mit vielen tollen Menschen, die sich alle für "ihren" Wald einsetzen und die uns darin bestärkt hat, weiter 'dran zu bleiben. Wir haben jede Menge Kontakte geknüpft und werden den Austausch mit anderen Waldinitiativen in den nächsten Jahren sicherlich intensivieren!

Unser mittlerweile 10. Jahresrückblick ist nur eine kleine Zusammenfassung unserer Aktivitäten und der Geschehnisse in diesem Jahr. Sind Sie neugierig geworden? Wollen Sie mehr wissen? Regelmäßig und aktuell können Sie sich hier auf unserer Homepage oder auf unserer Facebook-Seite informieren.
Auch im kommenden Jahr werden uns weiter für das Wiebachtal einsetzen und brauchen hierzu viele helfende Hände, engagierte Mitglieder aber auch finanzielle Unterstützung. Deshalb freuen wir uns, wenn Sie Ihren Nachbarn, Freunden und Bekannten vom Wiebachtal, von der Schönheit aber auch von den Nöten dieses Gebietes erzählen - jedes Mitglied bestärkt die Arbeit unseres Vereins!
Vielleicht haben Sie aber auch Interesse, uns aktiv, zum Beispiel bei Wanderungen und Säu-berungsaktionen, bei Sommerfesten oder Pflanzaktionen zu unterstützen? Dann sprechen Sie uns einfach an - wir freuen uns über jede Hilfe!

Im nächsten Jahr feiern wir unser 10-jähriges Vereinsjubiläum und planen unter anderem folgende Veranstaltungen:

26. Januar 2019         winterliche Glühweinwanderung durch's Wiebachtal
März 2019                  "Was singt denn da im Wiebachtal?", Vogelkundliche 
                                   Exkursion

April 2019                   Jahreshauptversamlung
Mai 2019                    "Wald- und Wiesenkräutertour“ durch's Wiebachtal
25. Mai 2019              „große Wanderung“ im Rahmen der 5. Bergische
                                   Wanderwoche

Juni 2019                    Naturkundliche Führung durch das Wiebachtal
Juli 2019                     Sommerfest anläßlich unseres 10-jährigen Vereinsjubiläums
August 2019               Wald-Wasser-Waffeln-Wanderung
21. September 2019   Pilzexkursion im Wiebachtal
06. Dezember 2019    Weihnachtssingen im Wiebachtal

 

Einige Termine befinden sich noch in Astimmung. Hier werden wir Sie rechtzeitig informieren und Einladen. Den aktuellen Stand finden Sie auch immer hier auf unserer Homepage

 

Wir bedanken uns bei allen Freunden und Förderern des Wiebachtals, bei anderen Vereinen, Privatpersonen und Unternehmen, ohne deren tatkräftige, finanzielle, aber auch ideelle Unterstützung viele unserer Aktivitäten nicht möglich gewesen wären. Danke für vielfältige Zusammenarbeit, lebhafte Diskussionen und tolle Ideen, die wir gerne in den kommenden Jahren umsetzen würden. Wir freuen uns auf neue Herausforderungen und weitere tolle gemeinsame Projekte in 2019!

Wir und wünschen Ihnen und Ihrer Familie ein fröhliches und gesegnetes Weihnachtsfest, ein paar ruhige Tage zwischen den Jahren, Zeit, spazieren zu gehen und die Gedanken schweifen zu lassen, Zeit für sich, für Familie und Freunde, Zeit, um Kraft zu sammeln für das neue Jahr.
Vielleicht sieht man sich im weihnachtlichen Wiebachtal? Wir würden uns freuen.

Mit 'original Wiebachtaler' Grüßen
im Namen des Vorstands

Sabine Fuchs